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Aber wenn das Labor in tiefes Blau mit Nebel getaucht ist, damit man erlebt, was es heißt: „Die Zeit rennt und man kommt nicht hinterher“. Und wenn um den gerade noch so statisch wirkenden Lebens-Ritual-Opfer-Baum herum ein riesiges Feuer entbrennt. Wenn die Wolke aufglüht wie Lavagestein. Oder wenn abwechselnd die irrenden Suchlichter und Verfolgungsschweinwerfer den ganzen Raum und dann wieder dessen plötzlich zum Leben erweckten Elemente links und rechts, oben oder unten hervorheben… – Dann wird die in Wort und Ton gefasste Sinn-und-Lebenssuche im Text „Kannst du sie spüren, die Macht der Natur?“ spür-, greif- und erlebbar.
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- Wolfgang Willaschek, 23.02.2024
Sehen, Hören und Verbunden sein im lebendigen Fadenkreuz von Zeit und Raum „Eudaimonia“ als autonomes, Labor übergreifendes, Praxis orientiertes Ausstellungs-Szenen-Projekt. Ein Teamwork von 27 Studierenden der Medientechnik als Master- und Bachelorprojekt.
Bereits während seines Bachelorstudiums der Medientechnik hat Fynn König mit einer unter seiner Leitung zusammengestellten Gruppe von Kommilitoninnen und Kommilitonen im Produktionslabor Campus Finkenau unter dem Titel „Vision Tales“ ein Projekt als eine das Publikum aktiv einbeziehende Märchen-Rätsel-Szenen-Theater-Collage realisiert. Im Mittelpunkt stand damals u.a. ein 360 Grad-Fulldome-Raum. In einer seiner ersten Modulpräsentationen als Masterstudent in „Zeitabhängige Medien / Sound-Vision-Games“ hat er danach Semesterübergreifend für sich Programme und Visionen entworfen, die sein Studium prägen sollen. Darin bezeichnet er sich als „Medientechniker / „Soundvisionerstie“ / HAW begeistert“. Dies sind Attribute, die man leicht behaupten kann, in der Realität aber erst einmal verfolgen und einlösen muss.
Mit einer Vorlaufzeit von fast einem Jahr leitete er die Entwicklung und Realisierung des Projekts „Candy“ (https://www.youtube.com/watch?v=0q_mrfXBdZY), einer mit 17 Studierenden aus Bachelor und Master realisierten multimedialen Präsentation aus einer Monolog-Performance über eine in fatale Abhängigkeiten geratende junge Frau und deren auf bizarre und explosive Videoinhalte übertragenen Emotionen und Wahrnehmungen. Schon dieses im April 2022 in mehreren Aufführungen gezeigte Multimedia-Projekt nutzte das Produktionslabor als variable Spielstätte zwischen Bühne, Installation und Film-Medien-Studio. Neben zahlreichen, unter anderem aus seinem Bachelorthema „Distributed Intercom“ erwachsenen Einweisungen, u.a. auch neben der Betreuung eines Kirchen-Open-Airs „Rettet das Weihnachtsfest“, entstand seit dem Frühjahr 2023 ein umfangreiches Konzept für eine unter völlig neuen Aspekten und Perspektiven gestaltete „interaktive Medienausstellung“ aus Museum, Theater, Licht, Sound, Projektion, Liveness, Raum, Wort und Zeit.
Aus dem ersten noch vagen Arbeits- und Konzepttitel „Die Stimme der KI“ wurde rasch das Kompendium „Eudaimonia“: ein Projekt, um Einsamkeit, Zeit, Chaos und Glück so folgerichtig in ein Aufführungs-Medien-Konzept zu bringen, dass man schon vor Augen zu haben glaubte, was dann über Monate und Wochen und schließlich in einer Aufbau- und Probenphase vom 8.-21. Februar 2024 tatsächlich zum Leben erweckt wurde (https://eudaimonia.fynnkoenig.de). Die letzte Version der Liste „Mitwirkende“ verbucht 26 Studierende nicht allein aus den verschiedensten Studien- und Jahrgängen der Medientechnik, sondern spiegelt – auf der Website des Projekts „Über uns“ genannt – ein unter Leitung von Fynn König, Lukas Mattern und Telke Uffen stehendes „interdisziplinäres Team“ wider, das „mit einem radikal neu gedachten Projekt“ trotz erschwerter Produktionsbedingungen von Corona über Cyberattacke bis hin zur Unterfinanzierung eine „Hochschule wieder zu einem Ort der Zusammenkunft, voller positiver Energie, Begegnungen und Diskussionen machen will“. Das ist wahrlich kühn und ambitioniert genug: „Zeitloses Thema trifft auf hochmodernes Konzept – Analoge und digitale Welten verschmelzen – Mediale Möglichkeiten zwischen Bild und Raum“.
Auf ins Produktionslabor, um zu resümieren, was dort von der Premiere am Donnerstag, 22. Februar bis hin zur letzten „Eingangsschleife“ am Samstag, 24. Februar, 19.55 Uhr, im minutiös organisierten Zeit-Slot zu erleben ist. Kaum eingetreten: Wo ist man denn jetzt? Manche mögen das Produktionslabor als die einzige nicht-technische „Drehscheibe“ im Labor-Team der Medientechnik ohnehin für räumlich klein und begrenzt halten… Jetzt wirkt diese Spielstätte zwischen Experiment, Pilot-Erfahrung und Praxis-Zwang noch kleiner. Kaum in den Ausstellungsraum von „Eudaimonia“ eingetreten, steht man vor einer Wand, bei der man sich fragt, ob man sie dort schon einmal gesehen hat. Und wenn sie eigens für „Eudaimonia“ errichtet wurde – und das ist so –, dann nimmt diese Wand eine Raumeinteilung vor, die den eintretenden Betrachter zur Auseinandersetzung mit den ihm vor seine Sinne gehaltenen Gegenstände förmlich zwingt. Nein, wir sind nicht bei Tutanchamun oder Caspar David Friedrich oder Vincent van Gogh gelandet, beziehungsweise bei deren ziemlich in Mode gekommenen multimedialen Exkursionen. Wir sind einer, so wird uns verheißen, „Geschichte im Verborgenen auf der Spur“. Erinnert man sich recht an die konzeptionelle Phase des gesamten Projekts, so gab es u.a. „Anima Solitaria“ sehr früh, die Begegnung mit der „einsamen Seele“. Man muss schon näher treten an die Objekte, um den Sinn zu verstehen. Und um selbst zum Teil eines Sonnenaufganges zu werden. In einem erläuternden Text zum Ausstellungskonzept werden die Begriffe „Print – Produktion“ miteinander verbunden. Damit „wir“ Interaktivität nicht allein als Statik begreifen, sondern uns „Touch designt“ etwa auf eine kleine U-Bahn-Zeitreise in die Bewegung wagen. Oder in einem dann KI-generierten Bild „Entropia“ mit der wuchernden und sich wandelnden Schönheit des Chaos konfrontiert werden. Für Wissenschaftler und Techniker muss dies die Visualisierung einer sie ohnehin einnehmenden Wahrnehmung sein. Interessant, dass bei der Premiere des Ausstellungsteils am Donnerstag zu bemerken war, dass es (immer noch) der Überschreitung einer gewissen Scheu und Schwelle bedarf, um trotz der hier im besten Sinne poetisch gebotenen Aktion selbst tätig zu werden. Um mit einer gewissen Spiellust zu entdecken, dass es stets wir, die unserer Unmündigkeit enthobenen Betrachter sind, welche die ausgestellten „Objekte der Begierde“ zu Spiegelbildern des eigenen Ichs machen können…
Das gilt erst recht für eine Rückkehr in die „Kindheit“ (so erging es mir) am Ende dieses Eintritts-Raumes. Am Kopfende des Raumes steht man vor einer in Holz gefrästen kleinen 3-D-Landschaft. Und traut man es sich zu, auf den Knopf links zu drücken und mit dem rechten Knopf so zu spielen, als erinnere man sich an die Zeit mit der Märklin-Eisenbahn, lassen sich Vorder- und Hintergrund, Baum und schroffe Felsenspitze, durch Tag und Nacht und durch die Jahreszeiten bewegen… Eine schöne Spielerei… Vielleicht sich dabei sogar erinnern an einen Geburtstag oder gar an einen Weihnachtsabend. Musste man sich damals nicht einfach nur umdrehen, damit ein Phantasiegebilde en miniature plötzlich Wirklichkeit wurde? Dies geschieht jetzt in Zeit und Raum. Denn das, was man modellhaft gerade sah, steht in einem zweiten, dem sogenannten „Erlebnis“-Raum tatsächlich vor einem: leibhaftig und unerschütterlich. Man sieht durch ein Tor in eine andere Welt, vielleicht recht himmlisch, vielleicht aber auch der Eingang zum Hades, eine Welt des Unter- wie Unbewussten. Zumindest eröffnen die Raumdimensionen im Produktionslabor, so wie sie für dieses Projekt gestaltet und hergerichtet sind, eine solche Vorstellung. Das alles hat etwas von einem Planetarium der anderen Art, hat etwas von Jahrmarktstheater, eben auch etwas von „Die Medientechnik lädt zu sich ein“. Sanft und eindringlich komponierte Sphären-Musik begleitete einen ohnehin schon die ganze Zeit über. Jetzt wird aus dem Schauen und Hören des Ausgestellten eine Live-Show…
Ein Baum, nein eine Art Kultstätte, Theater-Pappmaché, zugleich Zeichen und Symbol. Dann eine bizarre Bruch-Felsen-Brocken-Glassplitter-Skulptur (oder irgendwas ganz anderes…). Diese Skulptur ist ein Überbleibsel aus „Candy“, Lobpreis der aus der Not geborenen Tugend zur effektiven Wiedergewinnung. Dazu eine flauschig-plüschig-wattebauschig von der Decke hängende Wolke. Oder ist es die in der Medientechnik recht vertraute Ummantelung eines Mikrofons? Fraglos ist da ein Bühnenbild gebaut, Vergrößerung und Verlebendigung aus dem Ausstellungsraum. Und doch mehr. Und anderes. (Kann man ruhig mal anmerken: Es gehört zu den oft und gerne leider vernachlässigten und nicht in die Wertschätzung der studentischen Arbeit im PL einbezogenen Aspekte, wahrzunehmen, wie viel und wie stark und wie außergewöhnlich gebaut, gezimmert und gestrichen wird – erst recht in den erwähnten finanzschwachen Zeiten… Medientechnik als unverzichtbares analoges Handwerk auf dem Weg zur digitalen Fertigkeit…)
Niemand wird beim Hören und Sehen der Show allein gelassen. Die Felsenzacke als Blickfang. Schau hin und lies nach: Eudämonie, das kommt von G+G, von Gut+Geist, von der antiken, aber doch so modernen, heute erst recht unverzichtbaren Sucht, ständig Neues zu erleben, zu produzieren, nie stehen zu bleiben auf einer Stelle, Hormone und Emotionen zu suchen und zu erzeugen, laut antiker Philosophie: vor allem Glückshormone, um einfühlsam, wo es geht auch demütig mit dem umzugehen, was einem im Leben begegnet. Leicht gesagt, aber nicht so leichtgetan.
Dazu braucht es Worte, Texte, Noten, Lieder, Bilder. Es beginnt alles im Chaos. In der Einsamkeit: „Absolute Unverbundenheit zu allem“. „Doch ich kann mich nicht bewegen.“ Umso mehr „tut“ es die Technik. Der Sound dröhnt. Die Lichter geistern, huschen, schwirren umher. Man muss für eine Einschätzung der etablierten Medientechnik-Power vielleicht Proben erlebt haben oder das Gefühl, ins PL zu kommen und absolut nicht und von niemandem wahrgenommen zu werden… Weil da jemand gerade an der Traverse schraubt, ein Moving Light einhängt, am Ton- oder Mischpult vertieft ist. Bitte jetzt den Studierenden nicht ansprechen. Man würde doch sehen, dass er gerade in einem Online-Gespräch ist. Oh ja, Entschuldigung. Das ist Medientechnik pur. Kaum denkbar, dass dies bis vor ja nicht allzu langer Zeit vor allem und immer noch eine Dienstleistung war und als solche auch eingestuft wurde. Egal, ob auf einer Bühne oder in einem Studio: Richtet den Ton her und das Licht ein! Das geht nicht mehr… Mag man rügen. Mag man kritisieren. Mag einen an vorhandener Technik in solcher Omnipräsenz irritieren. Aber wenn das Labor in tiefes Blau mit Nebel getaucht ist, damit man erlebt, was es heißt: „Die Zeit rennt und man kommt nicht hinterher“. Und wenn um den gerade noch so statisch wirkenden Lebens-Ritual-Opfer-Baum herum ein riesiges Feuer entbrennt. Wenn die Wolke aufglüht wie Lavagestein. Oder wenn abwechselnd die irrenden Suchlichter und Verfolgungsschweinwerfer den ganzen Raum und dann wieder dessen plötzlich zum Leben erweckten Elemente links und rechts, oben oder unten hervorheben… – Dann wird die in Wort und Ton gefasste Sinn-und-Lebenssuche im Text „Kannst du sie spüren, die Macht der Natur?“ spür-, greif- und erlebbar.
Ja, ja, es ist schon irgendwie (auch) eine „Licht-Werbe-Show“ der ROBE-ianer und der von Ihnen aktivierten gelehrigen „Schülerinnen und Schüler“ aus den Medientechniklaboren und Semestern. In der Probezeit wäre vielleicht Zeit gewesen, anzumerken, warum nicht mehr Pausen, warum nicht ein anderes Verhältnis von Stille und Lärm, wie anders umgehen mit Zäsuren und Sequenzen, Episoden und Einschnitten, Liedeinspielungen und Textpassagen. Nur, Freundinnen und Freunde: Mit dem linken Auge und Ohr stetig die technische Bravour und Qualität fordern, nennen wir es ruhig mal: das Ingenieurs-Wissen, um dann im konkreten Fall mit dem rechten Ohr und Auge festzustellen, dass es noch einer anderen „Dramaturgie“ bedurft hätte (wie gerne und oft verwendet man diese Vokabel, ohne sich ihrer Bedeutung, Sinnhaftigkeit und Strukturgebundenheit zu vergewissern), das ist nicht nur leicht, früher sagte man: wohlfeil, sondern es stimmt auch nicht, wenn man sich auf diese Show und das Projekt in seine0r szenischen Schlüssigkeit einlässt. Das hat vor allem mit der klugen Gesamtkonzeption zu tun. So viel auch getobt und getost wird, so minutiös präzise und klar ist alles eingeteilt und folgt Akt- wie Sequenzen-mäßig konsequent aufeinander.
Nimmt man etwa Text 3: Chaos. Millimetergenau in die schroffen Felsspitzen, also die Mediensplitter eingebrannt, erscheinen diverse social Media Fragmente verteufelt tautologisch im Verhältnis zu den Textbrocken: brennende Wälder, Pillen, Deutschland-Flaggen, Flüsse etc…, nämlich immer da und dort, wo auch die Rede davon ist. Dann aber erlischt die Bilderwelt kurzzeitig für ein längeres instrumentales Intermezzo, nebelt einen die Musik ein, erzeugen die Scheinwerfer Plastizität im Raum, wirkt das Bühnenbild wie ein Environment. Werden die Elemente durch die Symbiose von Inhalt und Technik in neue Bezugssysteme gestellt. Das prägt dieses Projekt. Vielleicht in Teilen zu massiv, zu aufdringlich, auch zu plakativ. Aber das alles im besten formalen Sinne geordnet. Nicht wenig für ein Studierendenprojekt…
Dann wird es dunkel. Es erscheint eine junge Frau in der Höhe. Auf der Treppe des Produktionslabors. Sie kommt herunter, geht durch die Menge, betrachtet und beschreibt den Raum. Sie hat keinen konkreten Namen. Das könnte Elektra, Antigone, Medusa, Artemis sein. Dabei tut sie nichts anderes als uns teilhaben zu lassen an dem, was sie hört und sieht und spürt: „Und plötzlich geht die Sonne auf.“ Es ist, sehr wohl im Einklang mit den erzeugten Hör- und Schau-Spielen, ein kleiner Triumph des Theaters und der menschlichen Stimme, mitten im „Chaos“ des Technik-Spektakels. Danach glüht das Tarnnetz des Baumes kurz auf. Aus der Sprecherin wird die Sängerin eines Musical-Songs. Leise, kaum merklich kommt eine Gitarristin hinzu. Und hinter einem dunklen schwarzen Vorhang drischt eine Schlagzeugerin auf ihr Gerät ein. Keine KI „erzeugt“ hier etwas, sondern eine Schlag-„Zeugerin“. Und klar behaupten dabei die Scheinwerfer, die Lautsprecher, die Mischpulte einmal mehr ihre Labor-Domäne. Aber in den Dienst eines Ganzen gestellt. Die Wolke leuchtet zuletzt noch einmal wie ein Planet auf. Aus dem Lautsprecher kommt ein Text vom wahren „Lebensglück“. Der Weisheit letzter Schluss für jede und jeden von uns: „Das ist meine Eudaimie…“
Um diesem Projekt zwischen Kreation und Kritik in einem objektiven Sinne gerecht zu werden, ist es vielleicht wichtig und richtig, resümierend die wesentlichen reinen Fakten zusammenzufassen: die Idee und Konzeption eines Einzelnen, von Anfang an in ein Teamwork integriert. Wie schon bei „Candy“ gab es – wenn auch nur in Umrissen von außen wahrgenommen – alles andere als „nur Friede, Freude, Eierkuchen. Die erwähnte 26-köpfige Mannschaft auf der letzten Liste „Mitwirkende“ ist eine ebenso bunt gemischte wie in ihren Einzelteilen nie nachlassende nervlich-hochgestimmte krasse Herde aus Master- und Bachelorstudierenden. Sie besteht aus altgedienten „MT-Profis“, aus gerade in anderen Modulen und Projekten tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (etwa bei MPP 64 und 65, bei der Gospelnacht in Bad Oldesloe, beim „KATERstrophalen Spiel“ etc…), aus jüngeren Semestern Hinzugekommenen: das alles ist vor allen Dingen eine Sequenz, Synthese und Quintessenz der besten Substanz, die dieses Department über alle Diskurse und Unterschiede hinaus hat. Die gesamte „Eudaimonia-Crew“ spiegelt die Qualität und Intensität der MT-Labore wider und der von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter professoraler Leitung getragenen Wissenschaft und Autonomie. Und zwar – dies gilt es dreimal dick zu unterstreichen – nicht im Gegensatz, nicht in Kontroverse zur Gesamtheit der Medientechnik, nicht im Widerspruch zu der dort gelehrten und gelebten Theorie, nicht im Widerspruch zu anderen Bereichen. Dieses Qualitätskriterium sollte man sich anhand solcher Projekte für eine unter vielen, nicht nur positiven Zeichen stehenden Zukunft deutlich machen.
Es ist aus dramaturgischer, d.h. in diesem Fall inhaltlicher, formaler, struktureller und organisatorischer Sicht für mich ein besonderes Merkmal dieses Projekts, das seinem Erfinder und Realisierer Fynn König zugute zu halten ist: Da hat jemand aus seiner Studienentwicklung heraus ein Konzept gestaltet, bei dem er bewusst auf im Studium gewonnenen Erkenntnissen aufbaut. Aber auch etwas wagt, was er sich zumindest „so“ vorher nicht zugetraut hat: Texte zu schreiben, Songs zu komponieren, in Worten und Noten seine Emotionen und Wahrnehmungen auszudrücken, um sie in andere Bereiche und Systeme mit vielen Helferinnen und Helfern zu transferieren. Ein zentraler Aspekt besteht darin, dass der Inhalt von der Befindlichkeit einer Einsamkeit ausgeht, die unmittelbar mit den Erfahrungen der Corona-Pandemie zu tun hat. Dies ist aber so gestaltet, dass es weder der plakative Aufhänger des konkreten Projekts ist noch in dessen Verlauf aufdringlich thematisiert wird. Es stellt vielmehr den Subtext dessen dar, was in „Eudaimonia“ in Szenen, Sequenzen und Strukturen textlich, musikalisch, technisch zum Ausdruck kommt. Und das ist für mich eine Qualität, die dieses Projekt wohltuend von so manchen, sicherlich gut gemeinten Initiativen und Anregungen unterscheidet, die Departments- und Fakultätsübergreifend durch die digitalen Netze und Gremien geistern, ohne dann für die hauptsächlich Betroffenen selbst zu praktischen Konsequenzen zu führen.
Vorgestern bei und nach der Premiere konnte ich u.a. mit zahlreichen Verantwortlichen von ROBE sprechen, über die LD Summit generell und über „Eudaimonia“ speziell. Es ist, glaube ich, ein für uns alle wichtiges Zeichen, wie sehr dabei von Unternehmer-Seite zum Ausdruck gebracht wurde, dass es bei allem verständlichen kommerziellen und werbeträchtigen Image für solch eine Firma deutlich wurde, über welches Potential die nun schon seit fünf Jahren währende Kooperation verfügt, vor allem, um anhaltende Kommunikation und dauerhaften Kontakt zu generieren, ein Innen und Außen zusammenzubringen, Menschen und Inhalte, wie lautet das Zauberwort: „nachhaltig“ zu verknüpfen. Und dies ist, denke ich, für das Lichtlabor, aber für uns alle ein wichtiges Zeichen, bei aller nicht zu vergessenden Objektivität und sicher auch Skepsis der Zukunft gegenüber.
Danke daher von meiner Seite aus an alle, die „Eudaimonia“ ermöglicht und durchgeführt haben und Fynn König und der ganzen Crew nochmals Glückwunsch dazu und gute „Slots“ bis Samstagabend. Und danke dann auch für einen geordneten und umfangreichen Abbau im PL – endgültig dann am Ende der Vorlesungs- und Projekt-Zeit im Semester 2023/24.
Und wie gesagt, beeindruckte mich am meisten das dritte Bild, mit weniger Action, aber mit größerem Freiraum der persönlichen Begehung/Erkundung. Ein Bild mit Zeitachse, aber ohne deren Stringenz oder deren Dominanz.
- Robert Mores, 26.02.2024